Aktuelles aus dem Rhododendronpark Kromlau
Verehrte Besucher, liebe Gäste,
an dieser Stelle möchten wir Sie über die aktuelle Situation in unserem Park informieren. Das wichtigste zuerst: Die Sanierungsarbeiten rund um das Rakotz-Ensemble sind abgeschlossen, der Bauzaun entfernt und der Rakotzsee wieder mit Wasser gefüllt. Einem Besuch der Rakotzbrücke steht also – im wahrsten Sinne des Wortes – nichts mehr im Weg.
Ab Mitte 2018 haben wir Fördermittel aus verschiedenen Programmen von Bund, Freistaat und EU erhalten. Seit diesen positiven Bescheiden ist sehr viel im und um den Rhododendronpark Kromlau geschehen.
Insgesamt wurden ca. 8,5 km Parkwege saniert und um den Inselteich wurden fast vergessene Wege wieder neu angelegt. Ein Brunnen sorgt nun dafür, dass dieser mit Wasser gefüllt ist und die neue asiatische Brücke sich im Wasser spiegelt. Außerdem wurden Neupflanzungen getätigt.
Der Hauptparkplatz am Ortseingang Kromlau hat einen Infopunkt mit öffentlichen Toiletten bekommen. Außerdem wurde eine neue Einfahrt auf den Parkplatz angelegt, womit sich die Verkehrsführung ändert. Bitte beachten Sie das bei Ihrer Anreise.
Im Kavalierhaus sind zwei neue hochwertige Ferienwohnungen entstanden, welche sich großer Beliebtheit erfreuen.
Unsere Parkanlage ist täglich für Sie geöffnet und kostet keinen Eintritt. Wir bitten Sie, die Parkordnung zu beachten und den Park mit seinen Pflanzen und Bauwerken so zu behandeln, dass er noch vielen Generationen Freude bereitet.
Rhododendronpark Kromlau – Entstehung und Entwicklung im 19. Jahrhundert*
Seit jeher dürften Gärten zum unverzichtbaren Bestand des Kromlauer Rittergutes gehört haben. Sie dienten der Versorgung der Herrschaft und des Gutsbetriebes mit Obst, Gemüse und Küchenkräutern. Doch erst als Friedrich Hermann Rötschke im Jahr 1842 Kromlau erwarb, begann die umfassende landschaftliche Ausformung des ausgedehnten Areals. Etwa ab 1844 führte Rötschke erste Arbeiten zur Anlage des Parkes durch. Sicherlich hat ihn dabei das benachbarte Muskauer Vorbild inspiriert. Nach dem Bericht des Chronisten Aisch stellte Rötschke 800 Morgen (etwa 200 Hektar) „zur Ausführung seines Planes bereit. Teiche ließ er graben und Hügel aufwerfen, die er mit Eichen krönte. Seltenes Gehölz aus aller Herren Ländern wurde gepflanzt. Lauschige Plätze mußten mit Standbildern aus mythologischer oder Rokoko-Zeit sich schmücken lassen.“ (Aisch 1909 S. 139).
Die einzige authentische Quelle für den frühen Zustand der Parkanlage ist neben der erhaltenen Substanz ein im Original leider verloren gegangener Plan, der vermutlich aus der Zeit um 1850 datiert. Er zeigt das an die Muskauer Flur grenzende südliche Areal, das von Waldbeständen gerahmt wird, die ein Rundweg erschließt. Im Inneren liegen große Freiflächen (Pferdegarten, Koppel, Alter Englischer Garten), die von den wassergefüllten Senken des Faltenbogens durchzogen und mit einzelnen Baumgruppen besetzt sind. An einigen Stellen ist der rahmende Waldbestand durchbrochen. Die so entstandenen Gehölzränder wurden mit Rot-Buchen-Reihen bepflanzt. Durch diese Gestaltung und die geschickte Ausnutzung der Senken des Faltenbogens hat der Park Großzügigkeit und Tiefenwirkung erhalten, die trotz einiger späterer Veränderungen heute noch faszinieren.
Im Zentrum der Anlage befindet sich ein Gebäudekomplex, welcher aus Herrenhaus, Kavalierhaus und „Grüner Villa“ gebildet wird. Um das schlichte Herrenhaus aufzuwerten und einen Blickpunkt für die Parkgestaltung zu erlangen, hatte Rötschke um 1850 den Anbau eines Turms veranlasst. Außerdem entstand in dieser Zeit jenseits der Straße das im Schweizer Landhausstil gehaltene Kavalierhaus. Es ist mit Wandmalereien von Erhard Ludwig Winterstein (1841–1919) geschmückt, von dem auch die Bilder in der Eingangshalle des Herrenhauses stammen. Die Gebäude wurden mit Blumenpflanzungen, ausländischen Gehölzen und zahlreichen Skulpturen umgeben – ganz im Sinne des Pücklerschen Zonierungsprinzips (intensive Ausschmückung der Umgebung der Gebäude, Gestaltungsintensität abnehmend mit der Entfernung vom Gebäude).
Die auffälligste Baulichkeit im Park ist die Rakotzbrücke, die sich im hohen, harmonischen Bogen über den gleichnamigen See spannt. Besonders eindrucksvoll ist die Spiegelung des Brückenbogens im Wasser, wodurch sich eine vollständige Kreisform ergeben kann. Die Brücke datiert vermutlich aus den 1860er Jahren und hat nach Aussagen des Chronisten Aisch „50 Tausend Taler und ein Menschenleben“ gekostet (Aisch 1909, S. 139). Während der etwa zehnjährigen Bauphase und in den ersten Jahren danach wurde die vorwiegend aus Basaltsteinen errichtete Brücke durch hölzerne Stützen gesichert. Als man diese im Jahr 1882 wieder entfernte, kam der aus Gablenz stammende Zimmermann Traugott Wolsch ums Leben. Eine Gedenktafel erinnert heute an sein trauriges Schicksal.
Am Rakotzsee befinden sich weitere Architekturen, beispielsweise die Freitreppe, die von vier quadratischen Sockeln mit Relieffratzen flankiert wird. Gekrönt wird die Treppe von einer Nachbildung des Herkules Farnese, einer der berühmtesten Skulpturen der Antike. Ein weiterer eindrucksvoller Blickpunkt ist die im See hoch aufragende Basaltsäulengruppe, die im Volksmund „Basaltkirche“ oder „Dom“ genannt wird. Die Basaltsäulen ließ Rötschke der Überlieferung nach von weit her holen (Aisch 1909, S. 139). Von der einst figurengeschmückten Grotte am Rakotzsee sind seit ihrem Einsturz im Jahr 1956 leider nur noch Steintrümmer vorhanden. Auch an anderen Standorten im Park hat Rötschke Steinsetzungen zur Akzentuierung von Parkbildern verwendet. Ein Beispiel dafür ist der zwischen Azaleen- und Rhododendronschlucht gelegene „Feldherrensitz“. Weitere bizarre Parkarchitekturen dieser Art finden sich in der Umgebung des Inselteiches mit der „Kanzel“ (auch „Richterstuhl“ genannt) und mit der unlängst sanierten eigenwilligen Grottenarchitektur „Himmel und Hölle“. Außerdem dienten zahlreiche Skulpturen zur Ausschmückung der Parkbilder. Leider wurde dieser reiche Figurenschmuck im Verlauf des 20. Jahrhunderts immer wieder durch Zerstörungen und Verluste beeinträchtigt. Ein großer Teil der erhaltenen Skulpturen konnte in den letzten Jahren restauriert werden.
Friedrich Hermann Rötschke ließ viele gestalterisch anspruchsvolle Pflanzungen vornehmen. Malerische Akzente wurden beispielsweise durch Tulpenbäume, Ess-Kastanien, einen Trompetenbaum, eine Gruppe aus Virginischem Wacholder, Rot-Buchen (in verschiedenen Sorten), Rot-Eichen oder mehrstämmige Linden gesetzt. Im Jahr 1875 gab Rötschke, der laut Überlieferung von Aisch „ein Feind der Ehe doch ein Freund der Frauen war“ (Aisch 1909, S. 139), seinen Besitz auf. Das Kromlauer Gut wurde nach mehrfachem Besitzerwechsel im Jahr 1889 von der Familie von und zu Egloffstein-Arklitten erworben. Der seit Juli 1893 für den Park und die Gärtnerei zuständige Inspektor Georg Wilhelm Eugen Eichler (1859–1929) begann etwa ab Mitte der 1890er Jahre, zahlreiche Rhododendren in den Kromlauer Park zu pflanzen. Da sich der Boden in den torfhaltigen Senken des Muskauer Faltenbogens besonders gut für deren Kultur eignet, gediehen die Pflanzungen prächtig. Auch viele Nadelgehölze und dendrologische Besonderheiten prägten, dem Zeitgeschmack folgend, jetzt den Charakter der Anlage (Eichler 1908, S. 284 ff). Darüber hinaus wurden zahlreiche Rot-Eichen gepflanzt, die sich rasch vermehrten. In dieser Zeit wurde auch mit der Gestaltung des Neuen Englischen Gartens im westlichen Teil der Anlage begonnen.
* Broschüre “Rhododendronpark Kromlau” – Auszüge – Kathrin Franz – Landschaftsarchitektur Franz
Rhododendronpark Kromlau – Verfall im 20. Jahrhundert und Beginn der Sanierung*
Die großzügige Gestaltung und Erweiterung des Parks währten jedoch nicht lange. Aufgrund der schlechteren wirtschaftlichen Lage und finanzieller Verluste sah sich der Sohn, Friedrich Cuno Wladimir Moritz Graf von und zu Egloffstein (1878–1957), im Oktober 1911 gezwungen, den „Garten- und Parkbetrieb“ bedeutend zu vereinfachen. Es kam zur Aufforstung einiger Freiflächen im Park, unter anderem im Bereich der Nixenteiche.
Parkinspektor Eichler verließ nach über achtzehnjähriger Dienstzeit Kromlau. Nach Eichlers Weggang führte Emilie Schulz, die Säuglingsschwester der gräflichen Familie und Tochter eines Gärtners aus Lübbenau, die Anpflanzungen von Rhododendren weiter. Sie übernahm im Ersten Weltkrieg die Leitung der Gärtnerei und betreute den Park bis zu ihrem freiwilligen Ausscheiden im Jahr 1934. In dieser Zeit wurden hunderte Rhododendren und Freilandazaleen gepflanzt. Ihre Kultivierung stellte bis zuletzt einen wichtigen Wirtschaftszweig des Gutes dar. Rhododendren wurden sogar 1936 zur Olympiade nach Berlin geliefert. In diesem Jahr fanden auch Umbau- und Erneuerungsarbeiten am Herrenhaus statt. Andererseits war man aufgrund fehlender Mittel und Pflegekapazitäten gezwungen, weitere Parkwiesen aufzuforsten und den Neuen Englischen Garten wieder in landwirtschaftliche Nutzfläche umzuwandeln.
Während und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Park vernachlässigt und teilweise zerstört. Nach der Enteignung der Familie von und zu Egloffstein im Jahr 1945 richtete man zur Unterbringung von Flüchtlingen im Herrenhaus, in den Gutsgebäuden und im Kavalierhaus Wohnungen ein. Zur Verbesserung der Ernährungssituation wurden in einigen Bereichen des Parks, so am Herrenhaus und nördlich der Spiegelteiche, zeitweise Nutzgärten angelegt. Im Rahmen der Bodenreform erfolgte die Parzellierung der großen Freiflächen im südlichen Parkbereich. Das neu aufgeteilte Land erhielten örtliche Bauern und Neusiedler. Viele Gehölzgruppen im Englischen und im Pferdegarten wurden in der Folge abgeholzt und stattdessen landwirtschaftliche Nutzflächen angelegt. Auch zahlreiche Skulpturen und Ausstattungsgegenstände gingen verloren.
Glücklicherweise konnte diese negative Entwicklung bald beendet werden. Es kam zu einem großen Aufschwung, als 1966 ein ehrenamtliches Parkaktiv gebildet wurde. Vorschläge für die im Park durchzuführenden Sanierungsarbeiten wurden bis zum Jahr 1967 vom Gartenarchitekten Hermann Schüttauf (1890–1967) unterbreitet und zunächst unter der Leitung des Forstingenieurs Fritz Nowusch (von 1966 bis 1974 und wieder seit 2005), später unter Karl Starus (1974–1978) und Werner Kubo (ab 1978) durchgeführt.
Zu den Maßnahmen zählten beispielsweise die konsequente Entfernung aller in den 1930er und 1940er Jahren erfolgten forstlichen Anpflanzungen auf ehemaligen Wiesenflächen, die Wiederherstellung wichtiger Blickbeziehungen sowie die Freistellung der Rhododendronbestände. In den 1980er und 90er Jahren sind unter Werner Kubo verschiedene Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten am Herrenhaus, am Kavalierhaus und an der Rakotzbrücke durchgeführt worden. In den Jahren 2001/2002 wurde in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen eine Denkmalpflegerische Rahmenkonzeption erarbeitet, die seither als Grundlage für den weiteren Umgang mit dem Park dient. Vielfältige Restaurierungsarbeiten fanden in den letzten Jahren statt. Besonders bemerkenswert ist das große bürgerschaftliche Engagement, mit dem die Bevölkerung und zahlreiche Freunde des Rhododendronparks die Pflege und Unterhaltung dieser ausgedehnten und vielgestaltigen Anlage unterstützen. Im Rahmen der jährlich im Oktober stattfindenden Parkseminare konnte bereits Beachtliches für den Erhalt des wertvollen Kulturdenkmals geleistet werden.
* Broschüre “Rhododendronpark Kromlau” – Auszüge – Kathrin Franz – Landschaftsarchitektur Franz